Schumpeter Lecture mit Branko Milanović
© Fotos von Christian Lend
Branko Milanović ist Forschungsprofessor am Graduate Center, City University of New York (CUNY), Senior Scholar am Stone Center on Socio-Economic Inequality an der CUNY und Gastprofessor an der London School of Economics. Auf Einladung der Schumpeter Gesellschaft diskutierte er erstmals in Schumpeters Heimatland, dessen Theorien aus Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie und verglich sie mit den ökonomischen Umständen der heutigen Zeit. Dabei stellt er die Frage, warum Schumpeters Vorhersagen nicht eingetroffen sind und wie präzise unsere Vorhersagen über die zukünftige ökonomische Entwicklung sein können?
Den Startpunkt bildeten der historische und zeitliche Kontext des Buches (1942), insbesondere in Verbindung mit den damals bereits bestehenden Werken und Ansichten von Karl Marx. Milanović gibt einen kleinen Einblick in die Denk- bzw. Arbeitsweise von Schumpeter: Sei es die allgemeine Schwierigkeit soziale Entwicklungen und Veränderungen vorherzubestimmen, oder die aufscheinenden Paradoxien in dem Schaffen von Schumpeter. So beispielsweise seine Befürwortung der Nutzung von Mathematik in Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, trotz konstanter Nichtverwendung in seiner grundlegenden Arbeit.
Den zweiten Punkt bildet der Inhalt des Buches Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Denn konträr zu Schumpeters Vermutungen, dass der Kapitalismus in ein System des Sozialismus übergehen wird - welches mindestens genauso effizient funktioniert - floriert das kapitalistische System 80 Jahre später und der Sozialismus ist verschwunden. Die besprochenen Argumente Schumpeters sind: 1. Die fehlende unternehmerische Kreativität bei zu großen Monopolen. 2. Die Bindung an Privateigentum durch viele Kleinaktionäre. 3. Die Distanzierung der intellektuellen Gesellschaft gegenüber Privateigentums.
Gefolgt werden diese Gedankengänge mit dem großen “Warum” diese Vorhersagen nicht eingetroffen sind. Aus Milanovićs Perspektive ist einer der Hauptgründe das unmögliche Vorherbestimmen der technologischen Entwicklungen. Insbesondere in den letzten Jahrzehnten hat dieser Fortschritt für einen Marktaufschwung und einer höheren Effizienz des Kapitalismus gesorgt. Demnach wird es auch aus heutiger Sichtweise unmöglich sein, die kommenden Entwicklungen vorherzubestimmen und ausnahmslos zutreffende Theorien aufzustellen.