Schumpeter Lecture mit Philippe Aghion
© Fotos von Christian Lendl
Mit seinen Ko-Autor*innen Céline Antonin und Simon Bunel widmet sich Aghion in seinem jüngst erschienen Buch The Power of Creative Destruction (Harvard University Press, 2021) den großen Fragen unserer Zeit. Auf Einladung der Schumpeter-Gesellschaft erhielt Philippe Aghion stellte seine Thesen erstmals in Wien vor. In einem leidenschaftlichen Vortrag nahm Aghion das Publikum mit auf eine Tour durch sein Buch. Den Startpunkt bildeten seine Annahmen zu Schumpeterianischem Wachstum, welches auf drei Annahmen fußt: 1. Langfristiges Wachstum basiert auf einem kumulativen Innovationsprozess. 2. Innovationen wiederum sind getrieben von der Aussicht auf künftige Renditen. 3. Das Resultat dieser beiden vorherigen Annahmen ist kreative Zerstörung, die alte durch neue Technologien ersetzt.
Es ist beim zweiten Punkt, der Aussicht von Renditen, bei dem der französische Ökonom Handlungsbedarf sieht. Wie garantiert man Renditen für innovative Ideen, ohne gleichzeitig neue Eintrittsbarrieren für künftige Innovator*innen zu schaffen? Die Antwort sieht Aghion in einem adaptierten Wettbewerbsrecht, das genau diesen Spagat bewerkstelligt. Auch die Klimakrise will der Ökonom mit einem Mehr an Wettbewerb und nicht etwa durch Degrowth bewältigen. Optimistisch stimmen ihn hierbei Entkoppelungstendenzen von Wachstum und CO-2 Ausstoß in den letzten Jahren.
Aghion erkennt aber auch die Schattenseiten eines ungezügelten freien Marktes an. So ist zwar die Anzahl der Patente, und damit der Innovation, in den USA, im Vergleich zum Rest der Welt, sehr hoch, aber die mangelnde soziale Absicherung führt zu extremen gesellschaftlichen Stresssituationen, wodurch Arbeitslosigkeit mit einem höheren Armuts- und einem damit verbundenen Gesundheitsrisiko einhergeht. Die Lösung dieses Dilemmas sieht Aghion in einer goldenen Mitte aus wettbewerbsgetriebener Innovation einerseits und sozialer Absicherung andererseits. Einer der Innovationsmotoren hierfür ist ein gerechtes Bildungssystem, das versucht, Talente unabhängig vom sozialen Status der Eltern zu fördern. Als Beispiel zitiert er dabei Finnland.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurden Aghions Ideen aus dem Vortrag von den Gästen Philipp Schmidt-Dengler (Universität Wien), Birgit Niessner, (Chefökonomin OeNB) und Karl Aiginger (Policy Crossover Center: Vienna-Europe) unter der Moderation von Michael Landesmann (Vorstandsvorsitzender Schumpeter-Gesellschaft) diskutiert. Auch das Publikum konnte dem Gast in einer abschließenden Runde Fragen stellen. Danach fand ein anregender Abend bei Buffet und Networking seinen Ausklang.